Harnsteine beim Hund

Harnsteine beim Hund

Die chemische Eigenschaft des Ausfällens von Feststoffen aus einer Flüssigkeit hat in der Biologie schmerzhafte Folgen: Die Feststoffe lagern sich in den Organen an und bilden mit der Zeit Blockaden in den Harnwegen. Dadurch wird der Transport von Flüssigkeiten gestört, es kommt zu Schmerzen. Ob Ihr Hund an Harnsteinen leidet, können Sie oft schnell erkennen. Wie Sie Ihren Hund unterstützen und was Sie sonst noch tun können, erfahren Sie hier.

Was sind Harnsteine?

Die Bildung von Harnsteinen wird in der Medizin als Urolithiasis bezeichnet. Dahinter steht die Eigenschaft von Stoffgemischen, einzelne Bestandteile abzulösen. In der Chemie heißt dieser Prozess Fällung. Er tritt dann ein, wenn sich etwas an den Bedingungen ändert, z.B. die Konzentration eines Stoffes zu groß wird, sich Temperatur oder pH-Wert ändern o.ä.  In der Lebensrealität von Hund und Halter wird dieser Prozess offenbar, wenn sich Harnsteine bilden. Dann lagern sich Feststoffe, die normalerweise im Harn gelöst sind, als Kristalle in den Nieren ab. Sie können dort verbleiben oder mit der Zeit in die Harnwege gespült werden. 

Man unterscheidet je nach Fundort zwischen Nierensteinen, Harnleitersteinen, Blasensteinen oder Harnröhrensteinen. Besonders auffällig ist der Harnstein dann, wenn er den Harnfluss behindert. Es kommt dann zu Schmerzen beim Urinieren oder sogar zur vollständigen Blockade der Harnleiter.  Um festzustellen, ob der Hund einen Harnstein hat, sind verschiedene Methoden möglich. Welche Erfolg verspricht, hängt von der Zusammensetzung des Harnsteins ab: Während Steine aus Kalziumsalz über das Röntgenbild zu sehen sind, legt die Ultraschalluntersuchung Steine aus Harnsäure offen.

Die Therapie erfolgt nach der Diagnose entweder über die Ernährung oder durch einen chirurgischen Eingriff.  Bei Haushunden gibt es typische Arten von Harnsteinen. Besonders häufig kommt der Struvitstein vor. Diese Art macht bei Hunden etwa die Hälfte der Harnsteinerkrankungen aus. Weitere häufige Harnsteine beim Hund sind Kalzium-Oxalatsteine (ca. 30% der Erkrankungen) und Uratsteine (besonders häufig bei Dalmatinern). Weitere Typen von Harnsteinen sind: Cystinsteine (Häufigkeit etwa 5%), Kalzium-Phosphatsteine, Silikatsteine und aus verschiedenen Mineralen zusammengesetzte Steine.

Symptome bei Harnsteinen

Das deutlichste Anzeichen dafür, dass Ihr Vierbeiner einen Harnstein hat, ist Schmerz beim Gassigehen. Hinzu kommt, dass der Hund oft nur wenig Urin absetzt und dabei lange braucht. Es kann jedoch auch zu gegenteiligen Symptomen kommen: Der Stein blockiert die Harnwege so, dass dem Hund das Wasserhalten nicht mehr möglich ist. Es kommt zu Anzeichen von Inkontinenz, insbesondere im Schlaf. Bei schwerwiegenden Fällen kommt Urämie dazu, d.h. dass sich Blut im Urin befindet. Dieser kann sowohl in geringer Konzentration vorkommen als auch deutlich sichtbar sein. Urämie ist vor allem bei Hündinnen zu beobachten, da diese eine kurze und dehnbare Harnröhre haben. Bei Rüden sind akute Schmerzen häufiger, da die Harnröhre im Bereich des Penisknochens sehr schmal ist. Rüden haben deshalb ein größeres Risiko, dass die Harnsteine den Harnweg komplett blockieren. Dann treten krampfartige Schmerzen im Bauchbereich auf. Der Hund versucht, sich durch Lecken der Bauchdecke oder des Genitals Linderung zu verschaffen. 

Ursachen von Harnsteinen

Je nach Art des Harnsteins variieren die Ursachen. Allgemein kann man feststellen, dass viele Erkrankungen auf zu geringe Wasserzufuhr zurückgehen. Dadurch erhöht sich die Salzkonzentration im Harn, die Mineralien fällen aus und setzen sich in der Niere ab. Die Neigung zur Bildung von Harnsteinen kann durch bakterielle Infektionen begünstigt werden. Eine Steinbildung kann auch durch eine Veränderung des pH-Werts des Urins angestoßen werden. Besonders Hunde, die unter Morbus Crohn oder anderen Stoffwechselstörungen leiden, tragen ein erhöhtes Risiko. Weitere Ursachen sind Harnstau, Belastung durch Medikamente oder eine Überversorgung mit Proteinen und Mineralstoffen

Ursachen für Struvitsteine

Bei Struvitsteinen liegt oft ein alkalischer Urin zugrunde. Dieser kann sich etwa durch eine Überversorgung mit Proteinen, Phosphor oder Magnesium bilden. Einige Rassen haben eine besondere Neigung zur Struvitsteinen. Dies trifft auf Shih Tzu, Zwergschnauzer, Bichon Frisé und Zwergpudel zu. Bei etwa zwei Dritteln der Erkrankungen geht eine Harnwegsinfektion voraus.

Ursachen für Kalzium-Oxalat-Steine

Hier liegt eine Verschiebung des pH-Werts ins saure Milieu zugrunde. Hinzu kommt eine zu hohe Zufuhr von Proteinen, Kalzium und Oxalat. Die Bildung der Steine kann durch eine Stoffwechselstörung begünstigt sein, bei denen zu viel Kalzium über den Dickdarm aufgenommen wird. Betroffen sind verstärkt die Rassen, die auch zu Struvitsteinen neigen, sowie der Yorkshire Terrier.

Ursachen für Uratsteine

Die auch als Ammoniak-Uratsteine bezeichnete Variante von Harnstein bildet sich ebenfalls in saurem Urin. Zusätzlich begünstigt eine purinreiche Ernährung, z.B. bei häufigem Verzehr von Schlachtabfällen, diese Art. Eine Fehlfunktion der Leber kann ebenfalls zu Uratsteinen führen. Hunde mit angeborenem Defekt des Harnsäurestoffwechsels haben höheres Risiko, Uratsteine zu bilden. Überdurchschnittlich häufig sind Dalmatiner, Zwergschnauzer und Yorkshire Terrier betroffen. 

Cystinsteine

Diese eher seltene Form des Harnsteins bildet sich ebenfalls in saurem Urin. Sie tritt vermehrt bei Hunden auf, die an der Stoffwechselerkrankung Cystinurie leiden. Dazu zählen Mastiff, Neufundländer und Irish Terrier.

Weitere Harnsteine

Andere Arten lassen sich auf eine Überversorgung mit den jeweiligen Nährstoffen zurückführen. So bilden sich Kalzium-Phosphatsteine bei einer andauernden Überversorgung mit Kalzium und Phosphat aus, während Silikatsteine bei zu viel Silikat auftreten.

Ernährung von Hunden mit Harnsteinen

Weil Harnsteine wiederkehren können, sollten Sie als Hundehalter darauf achten, dass Ihr Vierbeiner genügend trinkt. Gerade im Anschluss an eine überstandene Harnsteinerkrankung sollten Sie versuchen, ihn an eine höhere Flüssigkeitszufuhr zu gewöhnen. Sie können dafür das Futter mit etwas Wasser oder Brühe anreichern. Die erhöhte Wasserkonzentration verringert das Risiko, dass sich Minerale ausfällen. Zudem werden eventuelle Feststoffe eher ausgespült. Weil Harnsteine sich durch zu viele Proteine bilden können, muss die Zufuhr in der Nahrung reduziert werden. Achten Sie darüber hinaus darauf, dass die Proteine im Hundefutter von hoher Qualität sind. Hochdosierte Mineralstoffpräparate sind tabu. Bedenken Sie, dass Ihr Hund mit einer ausgewogenen Ernährung bereits die wichtigen Vitamine und Mineralstoffe aufnimmt.  Wenn Ihr Hund an Harnsteinen leidet, füttern Sie ihn auf keinen Fall mit Trockenfutter. Besser ist eine selbst zubereitete Mahlzeit mit hohem Feuchtigkeitsgehalt. Je nach Art des Harnsteins gestaltet sich die Diät für den Hund verschieden.

Diät bei Struvitstein

Hier gilt es vor allem, die Zufuhr von Magnesium und Phosphor zu reduzieren. Besonders reich an Magnesium sind:
  • Bananen
  • Beeren
  • Blattspinat
  • Fisch
  • Geflügel
  • Getreide
  • Leber
  • Milch und Milchprodukte
  • Nüsse

Um den pH-Gehalt des alkalischen Urins zu normalisieren, können proteinreiche Nahrungsmittel hilfreich sein.

Diät bei Kalzium-Oxalatstein

Eine magnesiumreiche Ernährung verhindert, dass sich Kalzium an Oxalat binden und ausfällen kann. Zudem sollten oxalatreiche Nahrungsmittel wie Mangold, Petersilie, Rhabarber, rote Beete und Spinat reduziert gefüttert werden.

Diät bei Kalzium-Phosphatstein

Um die Neubildung zu vermeiden, sollten Sie die Zufuhr von Kalzium und Phosphor verringern. Besonders Innereien, Milchprodukte, Soja sowie Knorpel und Knochen enthalten viele dieser Mineralstoffe. Um einer Überversorgung vorzubeugen, ist eine ausgewogene Ernährung der richtige Weg.

Diät bei Uratstein

Hier sollte man die Zufuhr von Purin reduzieren. Dieser Stoff ist in vielen tierischen Eiweißquellen enthalten. Ersetzen sie diese daher häufiger durch pflanzliche Proteine. Gerade in getrockneten Kauartikeln ist Vorsicht geboten.

Diät bei Cystinstein

Es hilft, die Proteinzufuhr zu verringern. Achten Sie bei der Medikamentengabe auf die Inhaltsstoffe: Manche Medikamente enthalten Cystin.

Diät bei Silikatstein

Diese Art des Harnsteins ist vergleichsweise selten. Bis heute sind sich Forscher nicht sicher, wie die Ernährung und die Bildung von Silikatstein zusammenhängen. Man vermutet, dass Nahrungsbestandteile, die viele Pflanzenfasern oder Kleie beinhalten, die Bildung von Silikatsteinen begünstigen.

Sonderfall Dalmatiner

Der Dalmatiner hat eine besonders hohe Neigung zu Harnsteinen, weil er rassebedingt über eine hohe Konzentration von Harnsäure im Blut verfügt. Daher sollte sein Futter große Anteile an Gemüse und Kartoffeln enthalten. Eiweiß aus Milchprodukten sollten Sie dem Fleisch häufiger vorziehen. Am besten magere tierische Proteine aus Zunge, Wild, Lamm, Kaninchen oder Kabeljau füttern.


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